Diese Blogreihe basiert auf einem inspirierenden Interview zwischen Lisi Wieser und Sabine Melnicki. Erfahrt mehr darüber, wie die Architektin von Architektur für Alle denkt, kreiert und neue Perspektiven schafft. Hier ist Teil 3 von 6, in dem es darum geht wie gute Wohnqualität und Ideen-Entwicklung in der Architektur zusammenhängen – und wie Lisi Wieser kreative Konzepte entwickelt und bewertet.
Lest auch Teil 1 und 2 des Interviews!

Was denkst du über Design Thinking?
Lisi Wieser: Ich bin noch nicht überzeugt. Ich habe selbst schon oft in Gruppen entworfen, auch mit anderen Architektinnen und Architekten gemeinsam, und dabei festgestellt: Die Ideen entstehen nie in der Gruppe. Sie kommen immer von außen, jemand kommt mit einer Idee in die Gruppe. Und Feldstudien und Case Studies sind für mich Teil meiner normalen Recherche – so wie ich Design Thinking also bisher kennengelernt habe, ist es wie gutes Brainstorming.
Design Thinking ist eine kreative Methode, um Probleme nutzerzentriert zu lösen und innovative Ideen zu entwickeln. Dabei durchläuft man verschiedene Phasen – von der Problemdefinition über das Ideensammeln bis hin zum Prototyping und Testen –, um praxisnahe und wirkungsvolle Lösungen zu gestalten.
Vielleicht hilft es anderen, anhand strukturierter Prozesse Ideen zu entwickeln.
Man kann Ideen nicht strukturieren. Man kann versuchen, 4 Leute für eine Stunde in einen Raum zu stecken, aber was ich unter Kreativität verstehe, wird dabei nicht heraus kommen. Ich glaube auch, dass es manchen automatisch leichter fällt als anderen. Was für den einen schon der kreative Boost ist, ist für die andere vielleicht erst der gemächliche Anfang.

Jetzt liegt diese Idee auf dem Tisch. Bewertest du jetzt die Idee?
Das passiert schon im Prozess. „Bewerten“ würde ich es aber nicht nennen, denn das Bewerten gilt es zu vermeiden. Es reicht schon, an der eigenen Aufregung um eine Idee zu erkennen, wie wichtig sie ist.
Man kann schon an der Aufregung um eine Idee erkennen, wie wichtig sie ist.
Dieser Moment, wenn du plötzlich diese eine Idee hast, es macht „Bling!“ – das ist wie ein Kick. Jetzt weißt du, dass es funktioniert, dass es zusammenpasst. Passiert das öfter, erkennt man schneller, wenn eine gute Idee auf dem Tisch liegt. Gleichzeitig sieht man auch schneller, wenn eine Idee einfach nicht gut ist.
Einmal habe ich eine Idee fallen gelassen und sie dem Kunden nicht präsentiert. Am Ende wäre sie aber genau die richtige gewesen. Das passiert mir nicht wieder, weil ich nun weiß, warum ich sie fallen ließ und warum ich sie eigentlich gebraucht hätte. So etwas kann ich nun schon im Vorhinein beurteilen.

Finden deine KundInnen immer dieselben Ideen wie du gut?
Nein, deshalb biete ich auch Entwurfsvarianten an. Meist finden die Kundinnen und Kunden eine Idee fantastisch, bei der sie Geld sparen, das weiß ich schon im Vorhinein. Anders ist es bei der Wohnqualität, hier hat jeder unterschiedliche Vorstellungen. Ich kann nicht in die Menschen hineinsehen, jeder setzt andere Werte für seine Wohnqualität an.
Kennen deine KundInnen die Kriterien, die du an deine Entwürfe stellst?
Ja, meine Kriterien für gute Wohnqualität sind etwa Licht, Sonne und gute Blickverbindungen. Ich kommuniziere meine Kriterien klar, aber wenn jemand andere präferiert, respektiere ich das natürlich.
Schaut euch gern das Pinterest-Board von Lisi Wieser zum Thema „Reingehen, Ankommen, Weggehen“ an – voller inspirierender Ideen rund um Eingangsbereiche, Flure und Übergänge in der Architektur!

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Dies ist ein Auszug aus einem längerem Interview, welches ihr auf Melnickis Blog findet: Interview mit Lisi Wieser: Im Gespräch über Kreativität, Innovation und neues Arbeiten.