Lisi Wieser im Interview: Aufgabe der Architektur heute

Diese Blogreihe basiert auf einem inspirierenden Interview zwischen Lisi Wieser und Sabine Melnicki. Erfahrt mehr darüber, wie die Architektin von Architektur für Alle denkt, kreiert und neue Perspektiven schafft. Hier ist Teil 4 von 5, in dem es darum geht wie Lisi Wieser die Aufgabe der Architektur heute sieht.
Lest auch Teil 1, 2 und 3 des Interviews!

Skizze vom Badumbau

Denkst du, dass dein Erfolg damit zu tun hat, andere Kriterien an Entwürfe anzusetzen als andere Architekten?

Lisi Wieser: Ich glaube erstens, dass man als Unternehmerin oder Unternehmer authentisch sein muss. Man kann nur gut verkaufen, was man in seiner tiefen Überzeugung mitbringt. Zweitens habe ich das Glück, einen wirtschaftsfeindlichen Beruf auszuüben – Architektinnen und Architekten machen eher keine Werbung, wollen lieber nicht für Private bauen, sondern an die großen Projekte herankommen.

Was stört dich daran?

Nun, dadurch entsteht unrobuste Architektur. Die heutige Zeit der Architektur bringt Modernismus, Minimalismus, die weißen Fassaden etc. Dabei ist jedes Detail immens wichtig, jede kleine Abweichung zerstört die Architektur. Aber in der Realität ist das nun einmal so, am Bau werden Veränderungen vorgenommen und es wird nie zu 100% so umgesetzt, wie die Architektin oder der Architekt es vorschlägt. All diese Feinheiten kann man nur in einem hochbezahlten Projekt umsetzen, in dem die Bauleute komplett die Führung überlassen – also selten. Aber diese Architektur ist nicht robust.

Architektur als Kunst.

In etwa, es geht in diese Richtung. Eine Architektin oder ein Architekt als jemand, der alles bestimmt – das ist nicht mehr zeitgemäß, es passt nicht mehr. Heute ist klar, die klassische Hierarchie-Pyramide greift nicht mehr. Je besser sich HandwerkerInnen und ArchitektInnen verstehen, desto besser funktioniert das Projekt. Es ist ein freundliches Miteinander, das auf Unterstützung und gemeinsame Lösungen abzielt.

Man müsste also Architektur entwerfen, die es verträgt, verändert zu werden, die schöner wird durch Änderungen der Details durch andere. Wenn ich derartige Architektur mache, kann ich die Entwürfe jedem in die Hand geben. Wenn du es loslassen kannst und es wird schön werden, dann hast du gewonnen. Es geht um den Samen der Idee.

Man kann es loslassen und es wird trotzdem schön. Es geht um den Samen der Idee.

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Dies ist ein Auszug aus einem längerem Interview, welches ihr auf Melnickis Blog findet: Interview mit Lisi Wieser: Im Gespräch über Kreativität, Innovation und neues Arbeiten.